Krisenarbeit richtig kommunizieren – Impulse für die Bundesregierung

08. Oktober 2019   ·   Auswärtiges Amt, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Bundesministerium der Verteidigung, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Die Bundesregierung möchte mehr und besser über ihr Krisenengagement kommunizieren. In einer Arbeitsgruppe Kommunikation möchten sich die Ressorts auf Zielsetzungen, Prioritäten und Prozesse einigen, um in Zukunft strategischer, koordinierter und zielgruppengerechter die Grundlagen ihres vernetzten Ansatzes in fragilen Kontexten darzustellen und zu erläutern. Dazu bittet sie in einer PeaceLab-Debatte in den nächsten Monaten um Anregungen aus der Fachcommunity.

Die Anforderungen an die Vermittlung von Politik sind gestiegen. Angesichts immer größerer und undurchschaubarer Informationsflüsse ist es notwendiger denn je, politisches und Verwaltungshandeln transparent zu vermitteln und mit den eigenen Werten und Interessen sichtbar zu bleiben. Besonders in den Bereichen Krisenprävention, Konfliktbewältigung und Friedensförderung ist der Erklärungs- und Begründungsbedarf unserer außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Maßnahmen und Instrumente enorm.  

Mit mehr Engagement wächst auch die Verantwortung besser zu kommunizieren

Unser Engagement erklärt sich nicht von selbst. Krisen und Konflikte sind komplex, unsere Instrumente und Lösungsansätze ebenso. Die Lage in krisengebeutelten Staaten ist undurchsichtig und sowohl für die Medien als auch für deren Nutzerinnen und Nutzer schwer zu erschließen. Nicht jedem und nicht jeder ist klar, warum wir uns etwa nach wie vor in Afghanistan engagieren müssen oder was uns mit den Problemen der weit entfernten Sahel-Region verbindet. Mit einem früheren, entschiedeneren und substanziellerem Engagement in der deutschen Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik wächst auch die Verantwortung einer verbesserten Kommunikation über die Gründe und Mittel unseres Handels.

Die Erfahrung zeigt, dass die Kommunikation über das ganzheitliche Krisenengagement der Bundesregierung nicht einfach ist. Das zivile Handeln steht oftmals im Schatten der Berichterstattung über militärische Einsätze. Dabei können mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit gerade für außen- und entwicklungspolitische Maßnahmen in vielen Fällen unsere Bemühungen unterstützen – sie aber bei falscher Sichtbarkeit auch gefährden. Diese Rahmenbedingungen erfordern daher besondere kommunikative Fähigkeiten, an denen gerade wir in der Ministerialbürokratie immer weiter feilen müssen.

Die Bundesregierung möchte ihr Krisenengagement mehr und besser kommunizieren

Die Bundesregierung möchte mehr und besser über ihr ganzheitliches Krisenengagement kommunizieren und aktiv auf Medien und Öffentlichkeit zugehen. Das haben wir uns in den Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ vorgenommen.

Damit möchten wir das Verständnis für die außen, sicherheits- und entwicklungspolitischen Aktivitäten Deutschlands in fragilen Staaten schärfen, mit all ihren Chancen und Risiken. Bessere und ehrliche Kommunikation ist unabdingbare Voraussetzung für eine konstruktiv-kritische Begleitung des Engagements der Bundesregierung. Sie ist Voraussetzung dafür, dass die Bundesregierung immer wieder das Vertrauen der Bevölkerung und des Deutschen Bundestags für ihr Krisenengagement gewinnt. International ist es wichtig, als handlungsfähiger Akteur für den Frieden und glaubwürdiger Verfechter gemeinsamer Lösungen erkennbar zu sein.

PeaceLab zur Kommunikation von Krisenarbeit: Inputs aus der Fachcommunity gefragt!

In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe Kommunikation, die wir infolge der Leitlinien eingerichtet haben, möchten sich die Ressorts auf Zielsetzungen, Prioritäten und Prozesse einigen, um in Zukunft strategischer, koordinierter und zielgruppengerechter die Grundlagen unseres vernetzten Ansatzes in fragilen Kontexten darzustellen und zu erläutern.

Dazu bitten wir um Ihre Unterstützung. Wie bei anderen Strategieprozessen möchten wir das PeaceLab nutzen.

Wie kann die Bundesregierung Chancen, Risiken, Abwägungszwänge, Rückschläge aber auch Erfolge im Bereich Krisenprävention, Konfliktbewältigung und Friedensförderung glaubwürdig kommunizieren? Wie können die relevanten Ressorts der Bundesregierung komplexe Inhalte wie ihre Arbeit in Krisenländern so vermitteln, dass sie mehr Menschen damit erreichen? Welche Lehren und Methoden können wir uns aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft, aber auch aus der Privatwirtschaft und multilateralen Organisationen nutzbar machen? Welche Art von Kommunikation brauchen wir um politische Ziele in Krisenländern zu unterstützen und wie sollte die Bundesregierung damit umgehen, wenn Sichtbarmachung unseres Engagements vor Ort schädlich ist, aber innenpolitisch die Notwendigkeit besteht, die Öffentlichkeit zu informieren?

Wir freuen uns über Debattenbeiträge von Expertinnen und Experten des Krisenengagements und von Kommunikationsprofis mit Feingefühl für die Komplexität unserer Politikfelder. Die Fachöffentlichkeit ist eingeladen, über den Blog und die sozialen Medien beizutragen. Wir freuen uns auf Input auf dem Peacelab-Blog!

Leitbild Kommunikation

Auswärtiges Amt

Herr Rüdiger König, Abteilungsleiter für Krisenprävention, Stabilisierung, Konfliktnachsorge und Humanitäre Hilfe

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Herr Dr. Stefan Oswald, Leiter der Abteilung 2, Marshallplan mit Afrika; Flucht und Migration

Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Herr Thomas Binder, Leiter der Abteilung G, Grundsatz und Planung

Bundesministerium der Verteidigung

Herr Dr. Detlef Wächter, Abteilungsleiter Politik

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Herr Dr. Johannes Dimroth, Abteilungsleiter Politische Information